Paraffin in Kosmetik
Paraffin wird häufig in der Industrie für verschiedene Zwecke eingesetzt. Dieser Stoff ist in zahlreichen Haushaltsmitteln, Kosmetika, Kerzen oder sogar Süßigkeiten enthalten. Paraffine sind wegen ihrer Wirkung auf Gesundheit und Umwelt umstritten. Doch warum? Die Antwort liefert dieser Artikel.

Was ist Paraffin?
- Oktober 27, 2021
- SAMIRA DALNODAR
Paraffinstoffe sind feste oder flüssige, gesättigte und gereinigte Kohlenwasserstoffe, also Derivate des Erdöls. Diese Tatsache begeistert nicht jedermann, denn umweltfreundlich und nachhaltig ist die Substanz dadurch genauso wie Mikroplastik in Kosmetikprodukten nicht.
Vorwiegend werden Paraffinstoffe in Form von Schmierstoffen für Geräte und Motoren eingesetzt. Sie werden auch in vielen Kosmetikprodukten und Arzneimitteln verwendet. Sie sollen die Haut pflegen und Hauterkrankungen lindern oder vorbeugen.
Dickflüssiges Paraffinum wird auch bei Verstopfungen oral verabreicht, da es den Stuhl aufweichen soll. Äußerlich verabreicht sollen sie verträglich sein und der Gesundheit nicht schaden. Für die innerliche Anwendung, beispielsweise zum Abführen, sollten sie dennoch nur für eine kurze Zeit angewendet werden.
Dieses in der Erdölherstellung entstehende Produkt hat eine ölige, etwas wachsartige Konsistenz und ist wasserabweisend, brennbar, geschmacks- sowie geruchslos. Diese Eigenschaften machen Paraffinwachs zu einem beliebten Stoff in der Industrie, zumal es preiswert ist. Es ist wesentlich preisgünstiger als Pflanzenfette, halten sich lange und sind in Lotionen, Cremes sowie vielen Hautpflegeprodukten hervorragend mit weiteren Fetten oder Wachsen kombinierbar. In diesen sorgen sie dafür, dass das Produkt schön glänzt und eine gute Konsistenz bekommt.

Über Paraffinstoffe stehen bisher keine aussagekräftigen Studienergebnisse zur Verfügung. Aus diesem Grund zählt es bisher nicht als gesundheitsschädlicher Stoff. Nichtsdestotrotz wird Paraffin scharf kritisiert, zumal es ein Erdölprodukt ist. Es liegt demzufolge nahe, dass es gesundheitsschädliche Auswirkungen haben könnte.
Wofür wird Paraffin eingesetzt?
Paraffine und seine verschiedenen Varianten sind mitunter in diesen Produkten enthalten:
- Kosmetikprodukte
- Kerzen
- Medizinprodukte
- Haushaltsmittel
- Putzmittel
- Süßigkeiten
- Überzugmittel bei verschiedenen Käsesorten
1. Kerzen
Paraffinwachs wird häufig in normalen Teelichtern und Kerzen eingesetzt. Wenn diese abbrennen, können sich schädliche Gase entwickeln. Die Hitze der Kerzenflamme ist nicht ausreichend, um die Stoffe des Paraffinwachses gänzlich verbrennen zu können. Die Luft im Zimmer nimmt einen gewissen Restanteil an Gasen wie Alkane, Alkene, Toluol, Ketone und Benzol auf und diese atmen wir ein. Wenn diese Paraffinkerzen innerhalb geschlossener Räume genutzt werden, können sich Hautausschläge, Allergien, Erkrankungen der Atemwege oder Lungenkrebs entwickeln.
2. Haushaltsmittel
Putzmittel, Pflegemittel für Metall oder Holz, Schuhcremes oder Autolacke beinhalten Paraffinöle. Auch in Rostschutzmitteln für Fahrzeuge oder in Gummierzeugnissen wie Reifen kommen solche Substanzen zum Einsatz.
3. Medizinprodukte
In Medizinprodukten wie Salben kommt Paraffinöl in Form von Bindemitteln vor. Flüssigparaffine sind Antidots für durch den Mund eingenommene Gifte oder milde Laxanzien. Körperliche Präparate und archäologische Funde werden mit Paraffinwachsen konserviert. Weiterhin kommen Paraffine in der Histologie zum Einsatz. Gewebeproben werden in Spezialparaffine, zum Teil unter Zusatz von Kunststoffen gegossen, damit sie sich besser schneiden lassen.
4. Süßigkeiten
Auch die Lebensmittelindustrie setzt Paraffinstoffe ein. In den meisten Fällen sind sie Überzugmittel für Süßigkeiten, Kaugummis oder Käse. Ausgewiesen sind sie als E 905. Dieser Stoff soll laut Wissenschaftlern unproblematisch sein, weil er ein Naturdestillat des Erdöls sei, den der menschliche Körper unverdaut ausscheidet. Verbraucherschützer geben Warnungen heraus, dass der unbedenkliche Genuss von Lebensmitteln mit Paraffinüberzug kaum wissenschaftlich bewiesen sei.
Es ist bis heute der Hauptbestandteil von Kaugummi. Der Zusatzstoff E905 in Lebensmitteln dient zum Überziehen von Gemüse, Obst sowie Trockenfrüchten. Diese werden dadurch konserviert. Gummibärchen oder Schokolade werden häufig ebenfalls mit Paraffinöl versehen, damit die Oberfläche der Süßwaren gleichmäßig und glänzend erscheint.
Auch wenn Paraffinöl verzehrbar ist und der Gesundheit nicht schaden soll, nimmt der Körper es nicht auf, sondern scheidet es unverdaut aus. Reines Paraffin gilt laut Weltgesundheitsorganisation als unbedenklich für die Gesundheit. Allerdings sollte sich jeder vor dem Essen eines paraffinhaltigen Lebensmittels bewusst machen, dass diese Stoffe Abfallprodukte des Erdöls sind.
Paraffine in Kosmetik
Paraffinstoffe sind in vielen Kosmetikprodukten enthalten. Sicherlich ist die preiswerte Produktion sowie die vordergründige Haltbarkeit und Verträglichkeit ein Anlass dafür. Paraffine stecken in Salben, Cremes, Lotionen, Nagellacken und Lippenstiften. Vaseline ist die Grundlage vieler Salben und ist reines Paraffinöl. Wenn sie aufgetragen werden, hinterlassen die Paraffinwachse und -öle eine wasserundurchlässige Schicht auf der Haut. Die Feuchtigkeit aus den Pflegeprodukten verbleibt somit an ihrem Platz, sodass sich die Haut glatt anfühlt.
Dekorative Kosmetika enthalten ebenfalls Paraffinzusätze. So ist der Inhaltsstoff in Foundations, Lippenstiften, Bronzerprodukten und Concealern enthalten.
Bei der Pedi- und Maniküre werden auch Paraffinbäder angeboten, die zunehmen beliebter werden. Diese Methode verwendet warme Paraffine, um eine Geschmeidigkeit der Füße und Hände zu erreichen. Wenn das Paraffinwachs abkühlt, bildet es einen mehrschichtigen Film.
In den letzten Jahren wurden Lotionen und Cremes mit Paraffingehalt teilweise sehr erfolgreich. Einige Produkte behaupten seit ein paar Jahrzehnten Spitzenpositionen in den Verkaufszahlen, sind also richtige Klassiker. Beispiele sind Gesichtscremes, Handcremes und Sonnencremes, die besonders viel Paraffin enthalten.

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Sind Paraffine schädlich für den Körper?
Bisher gibt es keine wirklichen wissenschaftlichen Ergebnisse zu den Auswirkungen von Paraffinstoffen auf unsere Gesundheit. Ob Paraffin giftig ist, ist nicht abschließend geklärt. Aus diesem Grund erhält es keine Einstufung als gesundheitsgefährdend. Mittlerweile wird aber Kritik laut, da es ein aus Erdöl bestehender Stoff ist. So ist eine langfristige Schädigung der Gesundheit nicht von vornherein ausgeschlossen.
Paraffinstoffe bahnen sich wahrscheinlich auf verschiedene Arten ihren Weg in den menschlichen Körper. Unsere Haut ist ein Beispiel.
Zur Schädlichkeit und zu den Auswirkungen der Paraffinstoffe auf unseren Körper ist kaum etwas bekannt. Möglicherweise ist von Bedeutung, wie sich das jeweilige Paraffinprodukt zusammensetzt. In einem Tierversuch haben sich Paraffinstoffe in dünnflüssiger Konsistenz innerhalb von diversen Organen angesammelt und Zellschäden verursacht. Dieser Tierversuch wurde 1995 vom Scientific Committee for Food durchgeführt.
Paraffinstoffe verbleiben an der Hautoberfläche, ziehen also nicht ein. So werden sie stets beim Waschen, Baden oder Duschen in das Abwasser gespült. Sie besitzen sehr kleine Moleküle, sodass sie auch ins Trinkwasser hineingelangen. Auch in der Umwelt sowie in den Lebensmitteln sind diese Stoffe bereits seit einigen Jahren nachweisbar.
Sie sind biologisch nicht abbaubar und lassen sich außerdem nur mit Mühe aus dem Wasser entfernen. Über Lebensmittel und Trinkwasser dringen Paraffinstoffe in den Organismus ein und können Ablagerungen in Niere, Lymphknoten, Fettgewebe oder Leber bilden. Wer paraffinfreie Pflegeprodukte verwendet, schützt sich und unsere Umwelt.

Die Effekte auf die Haut sind nur von kurzer Dauer. Paraffin in Kosmetik pflegt nicht wirklich. Wenn die durch diesen Stoff entstehende Schutzschicht wieder verschwindet, geht auch das Gefühl einer weicheren und pralleren Haut verloren. Sie wird wieder trocken oder angespannt. Werden die paraffinhaltigen Produkte häufig angewendet, kann eine verstärkte Trockenheit der Haut auftreten. Der Grund ist der andauernde Einschluss der Feuchtigkeit, wodurch die Haut ihre normale Produktion von Feuchtigkeit verringert. Dann wird sie spröde und Falten entstehen leichter.
Doch der Einschluss von Feuchtigkeit war noch nicht alles. Paraffine können auch überschüssiges Talg einschließen und dadurch können Hautunreinheiten entstehen. Da sich auf der Hautoberfläche eine Schutzschicht bildet, können keine Vitamine und weitere Pflegestoffe in die tieferen Hautschichten eindringen und in diesen wirken. Die Haut regeneriert sich langsamer, was auch den Säureschutzmantel der Haut stört. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gesamtresultat weniger optimal ist, auch wenn es gefühlt zu einer kurzfristigen Verbesserung kommt.
Paraffine in Kosmetikprodukten erkennen
Wie erkennt man Paraffine in Kosmetikprodukten?
Um bestimmte Inhaltsstoffe in Produkten erkennen zu können, gibt es die INCI-Liste. Jede Verpackung eines Kosmetikproduktes muss diese Liste enthalten. Anhand der Bezeichnungen Petrolatum, Petroleum, Paraffinum liquidum, Isoparaffin, Vaseline oder Ceresin sind Parafine aus Erdölproduktion erkennbar.
Was ist ein Paraffinbad?
Zahlreiche Kosmetik- und Nagelstudios haben heutzutage Paraffinbäder in ihr Angebot aufgenommen. Diese sollen für eine bessere Geschmeidigkeit der Haut sorgen. Kurzfristig tritt tatsächlich solch ein Effekt ein. Ein Paraffinbad ermöglicht nicht nur weiche Haut, sondern lockert auch das Muskelgewebe.
Über eine längere Zeit erreichen Paraffinbäder jedoch das genaue Gegenteil. Es heißt, dass die nicht wasserlöslichen Paraffinverbindungen nur die Hautoberfläche ummanteln, aber nicht tiefer einziehen. Die Haut nimmt diese Wirkstoffe nicht auf und das verstopft die Hautporen und den Hautschutzmantel. So ist eine zügige Hautregeneration unmöglich. Die Faltenbildung wird verstärkt und die Haut wird deutlich trockener, wenn Paraffinbäder regelmäßig zum Einsatz kommen.
Die Kosmetikindustrie freut sich natürlich, denn wer viel Paraffin Kosmetik benutzt, wird eine Haut bekommen, die immer trockener wird, sodass sie ständig eine Nachbehandlung mit Creme benötigt. So entsteht eine Abhängigkeit.
Ein Paraffinbad tut der Haut nur eine gewisse Zeit gut. Produkte, die aus pflanzlichen Wirkstoffen basieren, bringen jedoch langfristig den besseren Nutzen und pflegen die Haut wirklich. Vor allem im Winter sind Produkte mit pflanzlichen Ölen empfehlenswert. Beispiele sind Nachtkerzenöl, Jojobaöl, Olivenöl, Kokosöl oder Avocadoöl.
Diese Pflegeprodukte sind reichhaltig, wohltuend und enthalten außerdem wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Fettsäuren. Wer Allergien hat und bislang keine Probleme mit Cremes auf Paraffinbasis hatte, kann dennoch einmal Naturprodukte, zum Beispiel mit Mandelöl ausprobieren. Dieses birgt ebenfalls ein sehr geringes Allergierisiko und die Haut erhält zusätzlich Nährstoffe.
Welche Kosmetik verzichtet auf Paraffin in Produkten?
Auf der Suche nach Kosmetik ohne Paraffine, lohnt sich zertifizierte Naturkosmetik. Sogar einige etablierte Kosmetikproduzenten erkannten, dass Paraffinstoffe bei zahlreichen Verbrauchern nicht gut ankommen. Auf den Produktverpackungen haben erkannt, dass immer mehr Verbraucher Paraffinestoffe ablehnen und verzichten deshalb ebenso darauf. Diese Kosmetika tragen in der Regel den Vermerk, dass sie keine Paraffine oder Silikone enthalten.
Diese Hersteller verwenden kein Paraffin in ihren Produkten:
Fazit: Paraffine in Kosmetik und deren Auswirkungen
Paraffinsubstanzen benetzen die Hautoberfläche mit einer Schicht. So vermitteln sie für kurze Zeit ein weiches und sanftes Gefühl. Allerdings pflegen diese Paraffinsubstanzen nicht wirklich und auf lange Sicht kommt es zu einer Austrocknung der Haut.
Die Haut kann nicht atmen und so wird der komplette Hautstoffwechsel gestört. Die Hautporen verstopfen, wodurch sich Hautunreinheiten entwickeln. Bei langandauernder Anwendung kann es zu einer Schädigung des Säureschutzmantels kommen und die Haut kann sich immer weniger gut regenerieren. Durch die Austrocknung der Haut bilden sich vermehrt Falten.
Weil Paraffine in Kosmetik bei der täglichen Körperwäsche in das Abwasser und ins Wassersystem eingeschleust werden, sind sie durch ihre Nichtabbaubarkeit umweltschädlich.
Natürliche Pflanzenöle in Naturkosmetik pflegen die Haut gut und helfen ihr bei der Regeneration. Diese Wirkstoffe kosten mehr als die Paraffine in Kosmetik und sie lassen sich auch mit mehr Aufwand verarbeiten, doch der höhere Verkaufspreis für ein gutes Naturprodukt ist dies wert.
