Palmöl in Kosmetik

Es ist nichts Neues, dass Palmöl in Kosmetik vorkommt. Doch wie wirkt sich dieses Öl auf den Körper aus? Ist es schädlich oder gesundheitlich unbedenklich? Wir klären in diesem Artikel auf. 

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Lesedauer: 8 Minuten

Palmöl in Kosmetik ist ein viel diskutiertes Thema. Dieser Inhaltsstoff steckt in vielen Lebensmitteln sowie zahlreichen weiteren Produkten, wie zum Beispiel Kerzen, Reinigungsmittel, Lacke, Farben, Kosmetik und Agrartreibstoffen. Fast jeder Industriezweig verwendet Palmöl. Ist Palmöl tatsächlich schädlich? Welches Problem mit dem Rohstoff Palmöl besteht eigentlich? Gibt es alternative Ersatzmöglichkeiten für Palmöl?

Was sind Palmöle?

Die Ölpalme hat eine Frucht, die fast wie eine Olive aussieht, denn diese besitzt einen Kern, der die Samen enthält. Um den Kern herum befindet sich das Fruchtfleisch, welches faserig ist. Der Kern und das Fruchtfleisch sind sehr fetthaltig. Im Fruchtfleisch steckt das viel verwendete Palmöl. 

Dieses liefert viele ungesättigte Fettsäuren sowie die Vitamine A und E. Aus dem Kern wird Palmkernöl gewonnen, was ähnlich wie Kokosöl ist, denn es enthält zum größten Teil gesättigte Fettsäuren und ist bei Zimmertemperatur fest.

Die Ölpalme wächst etwa 30 Meter hoch und an ihr wachsen bis zu 6.000 Palmfrüchte, die ein Gesamtgewicht von etwa 50 kg erzielen. Somit ist die Palme die weitaus ergiebigste ölhaltige Pflanze. Demzufolge gibt es keine ertragreichere Pflanze, die den zunehmenden weltweiten Bedarf nach Pflanzenfetten und Speiseölen decken kann.

Das Ganze ist aber auch mit einem großen Problem behaftet. Die Ölpalme braucht für ihr Wachstum eine feucht-warme Umgebung, also ein Klima wie im Regenwald. Die ursprüngliche Heimat der Ölpalme ist der Regenwald Westafrikas. Doch als die Palmöl-Nachfrage immer weiter anstieg, wurde das Gewächs, außer in Westafrika, auch im Regenwald Südamerikas und besonders in Malaysia sowie Indonesien angebaut.

Wofür werden Palmöle verwendet?

Vielleicht hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, Palmöl zu vermeiden. Das ist jedoch kaum möglich, denn das Palmöl findest du in allen möglichen Konsumprodukten, wie Lebensmitteln, Brennstoffen, Kosmetika bis hin zu Kleidung. Palmöl besitzt Eigenschaften, die es zu einem bedeutenden Schlüsselrohstoff in fast allen Industriezweigen gemacht haben.

Lebensmittel

Besonders die Lebensmittelindustrie nutzt Palmöl in allen möglichen Produkten. Nahezu 50 % aller in Deutschland produzierten Lebensmittel enthalten inzwischen Palmöl. Die Bandbreite reicht von Käse, Wurst, Margarine, Nuss-Nougat-Creme sowie Fertiggerichte. Die Lebensmittelindustrie ist die Branche, die Palmöl am meisten einsetzt.

Waschmittel

Nicht nur Waschmittel in Pulver- oder Flüssigform enthalten häufig Palmöl. Sogar in Reinigungsmitteln wie Scheuermilch oder Spülmittel kommt es vor.

Kerzen

Zahlreiche Hersteller von Kerzen werben damit, dass ihre Erzeugnisse kein Paraffin aus Erdöl, sondern pflanzliche Stearine enthalten. Stearin besteht jedoch aus Palmöl, was häufig wegen seinen Anbaubedingungen und den daraus resultierenden Folgen für die Umwelt in der Kritik steht. Es gibt wenige Angaben von Herstellern, ob sie auf nachhaltige Palmölproduktion setzen.

Kosmetikprodukte

Palmöl hat sich als besonders vielseitiger Rohstoff herausgestellt. Es bildet Schaum in Shampoos und besitzt einen optimalen Schmelzpunkt, um Kosmetikprodukte, zum Beispiel Lippenstifte herzustellen.

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Wofür wird Palmöl in der Kosmetik genutzt?

Warum kann die Kosmetikbranche kaum auf Palmöl verzichten? Darauf gibt es folgende Antwort: Palmöl hat Eigenschaften, die nicht einfach ersetzbar sind, vor allem nicht mit anderen natürlichen Rohstoffen.

Kosmetika enthalten Rohstoffe auf Palmölbasis, genannt Palmöl-Derivate. Diese Derivate dienen als Füllstoffe, die Funktionen erfüllen. Beispiele sind Tenside, die für eine geschmeidige Wirkung sorgen sollen. Reisstärke oder Magnesiumpulver sind weitere Naturfüllstoffe. 

Palmöl-Derivate haben für die Kosmetikbranche eine bedeutende Eigenschaft, denn sie können sich sehr gut mit vielen Inhaltsstoffen und Ölen verbinden. In Kosmetikzusammensetzungen ist Palmöl deshalb eine wichtige Zutat.

Du könntest jetzt vielleicht denken, dass die kosmetische Industrie Palmöl doch komplett meiden könnte. Doch diese Lösung empfiehlt nicht einmal der WWF. Ein vollständiger Verzicht auf den Rohstoff würde bedeuten, dass die Probleme nur verlagert würden. Das Palmöl müsste dann gegen andere pflanzliche Öle ausgetauscht werden. 

Möglichkeiten sind Rapsöl oder Sonnenblumenöl. In unserer Landwirtschaft gibt es jedoch schon jetzt zu viele Monokulturen, was dem Umweltschutz nicht gerade zuträglich ist. Ölpalmen liefern zudem einen sehr guten Ertrag, welcher dreifach höher als Raps, vierfach höher als Sonnenblumen, fünfach höher als Soja und siebenfach höher als Kokospalmen ausfällt.

Andere Ölpflanzen bräuchten für ihren Anbau demnach deutlich mehr Fläche, um ebenso ertragreich zu sein. Es gäbe also keine sinnvolle Lösung für das Palmöl-Problem, wenn die Kosmetikindustrie einfach alternative Pflanzenöle nutzen würde. 

Wie gefährlich ist Palmöl in Kosmetik?

Von Palmöl in Kosmetik geht laut einschlägiger Recherche keine Gesundheitsgefahr aus. Es gibt lediglich einige Erkenntnisse in der Ernährung. Es ist nicht bekannt, ob sie in gleicher Form für Kosmetika gelten.

Als gesichert gilt, dass Palmöl in den meisten Fällen raffiniert wird. Das Fett wird dabei auf mehr 200°C erwärmt, damit seine natürliche Rotfärbung und sein Geruch verschwinden. Beim Raffinieren bilden sich Glycidil-Ester.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab eine Warnung vor Glycidil-Ester heraus, da diese Stoffe giftig sind. Sie werden als äußerst krebserregend sowie erbgutverändernd eingestuft. Der Faktor soll sogar zehnfach höher sein als Röntgenstrahlung, wenn du raffiniertes Palmöl mit diesen giftigen Nebenprodukten verzehrst. Theoretisch kann schon eim Glycidil-Molekül zu einer Erkrankung führen.

Die Kosmetikbranche verwendet sehr gern Stoffe, die auch in tiefere Gewebeschichten eindringen können, damit eine effektivere und nachhaltigere Wirkung entsteht. Bei raffinierten Pflanzenölen mit toxischen Stoffen ist eine positive oder negative Wirkung in Kosmetika bisher nicht abschließend bekannt.

Sind Palmöle schädlich für die Haut?

Rotes Palmöl ist die Reinform des Palmöls, denn so sieht es von Natur aus aus. Dieses Öl wird durch Kaltpressung gewonnen, ist unraffiniert sowie sehr gehaltvoll an guten Inhaltsstoffen, die die Haut pflegen.

Sind Palmöle schädlich für die Haare?

Palmöl pflegt die Haare und verleiht ihnen Geschmeidigkeit sowie Glanz. Es ist prinzipiell bestens für Haarpflegeprodukte geeignet, denn es enthält gesunde Vitalstoffe und hält lange. Die Voraussetzung ist, dass es nicht raffiniert wurde.

Sind Palmöle krebserregend?

Wird Palmöl raffiniert, können verglichen mit anderen pflanzlichen Ölen hohe Konzentrationen an schädlichen Stoffen entstehen. Dazu gehört zum Beispiel 3-MCPD-Fettsäureester. Das ist ein Stoff, der eventuell krebserregend ist und somit die Gesundheit gefährden kann.

Es gab im Jahr 2019 eine Befragung seitens der Verbraucherzentrale Bayern. 26 Produzenten, die Palmöl zur Herstellung ihrer Müslis, Kekse, Snacks oder Brotaufstriche verwenden, wurden bezüglich des 3-MCPD-Gehalts in den von ihnen produzierten Lebensmitteln befragt. Elf Produzenten gaben eine genaue Anwort zu den Schadstoffen im Palmöl. Das zeigte, dass die Produzenten zwar von dem Problem wissen, doch die Lebensmittel enthalten Schadstoffkonzentrationen, die besonders die Toleranzmengen für 3-MCPD bei Kindern schnell überschreiten können.

2020 erstellte das Bundesinstitut für Risikobewertung eine Stellungnahme über ein mögliches höheres Gesundheitsrisiko von palmölhaltigen Lebensmitteln für Babys und Kinder.

Bezüglich diverser Lebensmittel gelten seit 2021 in ganz Europa Höchstmengen für den Inhaltsstoff 3-MCPD-Fettsäureester. Beispiele sind Babynahrung oder Pflanzenöle. Von den Verbraucherzentralen wurde eine diesbezügliche Regelung schon lange gefordert. So ist die Lebensmittelüberwachung möglich und Erzeugnisse mit höheren Fettschadstoffwerten können aus dem Handel genommen werden.

Palmöl in Kosmetikprodukten erkennen

Wie heißen Palmöle in Kosmetik? Diese Frage ist überaus wichtig, da Palmöl und seine Derivate sehr viele Bezeichnungen tragen. Ob in einem kosmetischen Produkt tatsächlich ein Palmöl steckt, lässt sich nicht ohne etwas Aufwand herausfinden. Palmöl kann sich auch indirekt in palmölhaltigen Inhaltsstoffen befinden.

Das sind sogenannte Derivate, zum Beispiel Emulgatoren oder Tenside. Palmöl-Derivate enthalten nur sehr wenig Palmöl, doch sie stammen aus dem selben Produktionskreislauf. Mittlerweile gibt es mehr als 100 verschiedene Bezeichnungen für Palmöl. Es ist außerdem in der Kosmetikindustrie nicht deklarierungspflichtig.

Du als Verbraucher wirst also Schwierigkeiten haben, wenn du auf Produkte mit Palmöl verzichten möchtest.

Mit der nachfolgenden Liste hast du eine kleine Hilfestellung, die aber keine vollständige Liste ist. Die Hersteller sind erfinderisch, wenn es um neue Bezeichnungen für Inhaltsstoffe geht.

Gut erkennbar sind Palmöle mit dem Wort-Teil Pamitat oder Palm.

Wie findet man Palmöle in der INCI-Liste?

Die INCI-Liste mit Stoffen, die Palmöl beziehungsweise Palmöl-Derivate enthalten können, ist umfangreich und soll dir eine Orientierungshilfe beim Einkauf bieten. Die Vollständigkeit der Liste wird nicht garantiert.

Palmöl kann auch diese Bezeichnungen tragen:

  • Elaeis Guineensis (botanische Bezeichnung für Ölpalme)
  • Cetyl Alkohol
  • Cetearyl Alcohol
  • Cetyl Palmitate
  • Ethylhexylpalmitat
  • Ethylpalmitat
  • Octylpalmitat
  • Glycerin (Palmöl oder Kokosöl in veganen Kosmetika)
  • Glyceril
  • Fettsäureglycerid
  • Glycerinfettsäureester
  • Lactylmilchsäureester
  • Hydrierte Fettsäureglyzeride
  • Magnesium Stearate
  • Natriumlaurylsulfat
  • Natriumsalze
  • Natriumdodecylpolysulfat
  • Natriumoxyethylensulfat
  • Sodium Palmate
  • Palmitate
  • Palmfruchtöl
  • Palmkernöl
  • Palmitinsäure
  • Palmitoyl Tetrapeptide-3
  • Palmitoyl Oxostearamide
  • Palmitylalkohol
  • 1-Hexadecanol
  • Palmkern
  • Palmstearin
  • Polyglyceryl-2-Caprate
  • Palmolein
  • Pflanzenöl
  • Pflanzenfett
  • Stearate
  • PEG-100 Stearate
  • Stearinsäure
  • Stearic Acid
  • Stearate
  • Steareth-20
  • Sodium Kernelate
  • Sodium Palm Kernelate
  • Sodium Cetearyl Sulfate
  • Sodium Lauryl Sulfoacetate
  • Zink Stearate

INCI-RATGEBER TO GO

Wusstest du, dass viele Inhaltsstoffe in deiner Kosmetik mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen? Die große Frage ist: Wie unterscheidest du die guten von den schlechten Stoffen?

Der INCI-Ratgeber ist der Schlüssel zu einer natürlich schönen Haut und einem gesünderen Lebensstil.

Welche Kosmetik verzichtet auf Palmöle in Produkten?

Folgende Hersteller verzichten auf die Verwendung von Palmölen in Kosmetikprodukten:

  • Nature Cometique
  • Annemarie Börlind
  • Amyris
  • Apeiron Naturkosmetik
  • Greendoor Naturkosmetik
  • Duschkind
  • Fair Squared
  • Hello Simple
  • Organicum
  • Micara Natural Cosmetics
  • Plantbase
  • Naturseifen Manufaktur Uckermark
  • Seifengarten

Sind Palmöle schädlich für die Umwelt?

Seit den 1990er Jahren wurden mehr als 25 % des Regenwaldes in Indonesien abgeholzt. Der Ersatz waren zahlreiche große Palmölplantagen. Die Gewinnung von Palmöl zerstört also die restlichen Regenwälder unserer Erde.

Außerdem sind einheimische Tiere in angelegten Monokulturen des Menschen nicht überlebensfähig. Die Ölpalmen verfügen über Wurzeln, die den Böden darüber hinaus sehr große Mengen Wasser und sämtliche Mineralstoffe entziehen. Die Folge sind unfruchtbare und karge Böden.

Palmöl galt laut Internationaler Gemeinschaft einst als nachhaltiger alternativer Brennstoff.

Allein die EU bezieht knapp 50 % der globalen Palmölimporte. Zu den größten Verbrauchern von Palmöl zählen die EU, China und Indien, die ihren Palmölbedarf vollständig importieren.

Heutzutage nutzt Europa nahezu 45 % seiner Palmölimporte für die Produktion von Biodiesel sowie 15 zur Wärme- und Stromerzeugung. Die EU importiert 75 % ihres Palmöls aus Indonesien und Malaysia. Das setzt die Regenwälder der beiden Länder sehr unter Druck.

Durch Palmölplantagen gelangen ergebliche Mengen an Kohlenstoffdioxid in unsere Luft.Regenwaldböden enthalten rund 45 % Kohlenstoff. Die Abholzung von Regenwäldern ist demnach extrem umweltschädlich.

Als Folge der Palmölplantagen steigen die weltweiten Temperaturen. Die Bäume, vor allem alte Exemplare im Regenwald, absorbieren Kohlenstoff besonders effizient.

Palmölplantagen bedrohen das Leben von über 190 Tierarten unserer Welt, die kurz vor dem Aussterben stehen sowie gefährdet oder bedroht sind. Dazu gehört Orang-Utans auf Borneo und Sumatra.

Fazit: Palmöle in Kosmetik und deren Auswirkungen

Palmöle wirken in Form natürlicher Fette allgemein pflegend, denn sie spenden trockener Haut Feuchtigkeit, enthalten Antioxidantien und glätten die kleine Fältchen. Die Haut erhält Nährstoffe und wird vor Stress durch Sonneneinstrahlung geschützt. Palmöl enthält wertvolles Vitamin E, das sogar Narben optisch verbessern kann und dir einen schönen Teint bringt.

Trotzdem können durch die Anwendung von Kosmetikartikeln mit Palmöl Hautunreinheiten entstehen. Die Hautporen können durch das Öl verstopfen. Bei jedem Mensch besteht ein unterschiedlich hohes Risiko.

Viele Verbraucher fragen auch, ob Palmöl ein krebserregender Stoff ist. Im Kosmetikbereich ist das laut aktuellen Erkenntnissen nicht der Fall, wenn das Öl naturrein ist. Jedoch besteht bei raffiniertem Palmöl, das bei starker Hitze entsteht, wobei sich Fettsäureester als Nebenprodukt bildet, tatsächlich ein kleines Restrisiko.

Auch der Umweltaspekt spielt für viele Menschen im Umgang mit Palmöl eine wichtige Rolle. So achten immer mehr Verbraucher auf möglichst palmölfreie Produkte, die auf die Verwendung von Palmöl verzichten, auch bei Kosmetik.

Am besten bist du beraten, wenn du deinen Palmölverbrauch einschränkst oder ganz auf das Pflanzenöl verzichtest, wenn du nicht sicher bist, ob es ein Produkt mit nachhaltig angebauten und gewonnenem Palmöl ist.

Um nachhaltiges Palmöl zu gewährleisten, gibt es verschiedene Zertifizierungssysteme wie RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) und ISPO (Indonesian Sustainable Palm Oil), die bestimmte Kriterien für die Produktion nachhaltigen Palmöls festlegen und überwachen. Verbraucher können auch Produkte mit Zertifikaten für nachhaltiges Palmöl suchen und damit Unternehmen unterstützen, die sich für eine verantwortungsvolle Palmölproduktion für einsetzen.

 

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